Des Dreykorns neue Kleider...

  • So, nächstes leidvolles Kapitel: Schultern und Armzeug.


    Noch einmal zur Erinnerung: am Ende soll ein die Panzerung eines Doppelsöldners bei rauskommen, der UNGEFÄHR an den hier erinnern soll. Dass ich es nicht 100% nachbauen kann verbietet alleine schon mein Budget und dann noch die Auswahl an Rüstungsteilen.


    Also, Stand ist: Halsberge geordert, wird dann mitsamt Kürass modifiziert. Nun also Schultern die zur Halsberge und zur Rüstung passen.


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    Zur Sache: Schulterpanzer


    Ich habe bisher 3 halbwegs taugliche Schulterpanzer gefunden, die allerdings alle nicht so das wahre sind.


    1. Churburg S18 Schultern von Outfit4Events für 82€:
    Verworfen. Weil: einfach zu deutlich SpäMi.


    2. Mytholon Schulterpanzer 'Adam' in groß für 60€:
    Auch verworfen. Weil: Material einfach zu dünn.


    3. Mytholon Schulterpanzer 'Gustav' für 50€
    Auch verworfen. Weil: Material einfach zu dünn.


    Edit: stehe also wieder bei 0. Suche Schultern, die meinem Original nahe kommen.
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    Zur Sache: Armzeug
    Noch schwieriger, da das meiste Armzeug einfach mein Budget sprengt bzw. im entferntesten nicht von mir angemalt werden sollte, da viel zu edel.


    Also als bisher einzige wirklich in Betracht gezogene Alternative:


    Mytholon Armzeug 'Gustav' für 80€
    + keine Ellenbogenkachel mit denen ich Freund und Feind gefährde
    + Ellenbogenkachel mit der ich arbeiten könnte
    + Brechscheibe
    + nach 'innen' offen (für Pluderärmel sehr wichtig)
    + günstig
    - leichter Kinderstahl (1mm)
    - Mytholon Stangenware
    - unscheinbare Ellenbogenkachel
    Auch verworfen. Weil: Material auch hier einfach zu dünn.


    Edit: bei Outfit4Events gibt es ein verdächtig ähnliches Armzeug, allerdings wird es da mit 1,6mm Stahl angegeben. Soll sogar 5 Euro günstiger sein... seltsam.


    Auch hier schmerzt der dünne Stahl und der klar erkennbare Mytholon Stangenwaren-Charme. Allerdings glaube ich auch hier mit der Bemalung einiges raushauen zu können. Am wichtigsten ist halt die offene Halbschalen-Gestaltung, bei welcher der Pluderärmel immernoch zur Geltung kommt. Ich hätte mir schon eine etwas markantere Ellenbogenkachel (in Richtung des Originals) gewünscht, aber vll. kann ich da noch etwas modden.
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    So, nun zu euch... was denkt ihr? Praktikabel, oder bau ich gerade voll Mist?
    Zu Bedenken wäre, dass ich bisher bei der Zusammenstellung der Rüstung auch net nach Plan vorgegangen bin... also rein optisch wird es ohnehin nicht an das Original herankommen. Warum also jetzt anfangen wählerisch zu sein?

  • Warum willst du eigentlich einen Doppelsöldner darstellen, wenn du dir nur einen billigen Kompromiss an Rüstung leisten kannst?

    Wir pöbeln auch dafür, dass du gegen uns sein kannst. - Drakenhof 3

  • 1. Weil ich durch eigene Mods einiges rausholen kann um dem Kram den billigen Stangenwaren-Charme zu nehmen
    2. Weil das teurere Zeug auch nicht näher an mein Vorbild kommt
    3. Weil ich es kann. ;)

  • Update: ich glaube es ist am einfachsten und unverfänglichsten, wenn ich mir einfache Schultern nach dieser Art anschaffe und sie dann per Hand um einen Metalstreifen nach dieser Vorlage erweitere. Das wäre dann wenigstens eindeutig 16. Jahrhundert, würde die Rüstung nicht noch mehr in Richtung Edelmann pushen und ist einfach zu handhaben.

  • Das wird zusammengestückelt aussehen. Den Look des Doppelsöldners kann man nicht mit den Teilen erreichen. Armzeug von der Stange passt selten. Jeder Euro wird dich reuen wenn du neben echten Harnischen von Siefert und Co. stehst. Ging mir auch so.


    Mein Rat: Mach nicht den gleichen Fehler wie ich. Ich hatte mal eine "Vollplatte". Aber alles leidlich passende Stangenwaren. Ich dachte auch dass ich durch "Umbauten" tolles Zeug bekommen würde. Das ist aber ein Trugschluss. Man verplempert gigantisch viel Zeit, kauft Material und Werkzeug und hat nichts Ordentliches.


    Meine Vorschläge:
    1. Alles was du hast über Ebay verticken und mit dem Geld zum Tschechen gehen. Eine Brust mit langen Beintaschen sollte für ein paar hundert Euro drin sein. Auch deutsche Plattner bauen einfache Brüste mit Beintaschen für unter 1000€. Anfragen lohnen sich.
    Nachteil: Kostet Geld
    Vorteil: kostet keine Zeit, sieht gut aus


    2. Selbst richtig plattnern. Aber Geld spart man damit nicht. Selbst für die Basiswerkzeuge ist man locker 500€ los. Auch Material geht ins Geld. Blech ist billig, aber Kleinzeug verschlingt Unsummen. Dazu kommt dass es ein unglaublicher Zeitfresser ist.
    Nachteil: Kostet Geld und Zeit
    Vorteil: Man hat Unikate und ein tolles Hobby.


    3. Alles Verticken und einen schönen Helm mit Kettenkragen, Jackchains, einer schlichten Brust und Hentzen tragen.
    So kämst du deinem gewünschten Look am nächsten ohne gigantisch viel Geld in Schrott zu versenken.

  • Hmhmhmh... nein. Sogar ausdrücklich widersprochen nein.


    Ich will dir erklären warum: mir gefällt die Denke dahinter nicht.
    Ich gehe nicht mit dem Anspruch ins LARP etwas 100%ig originalgetreu darzustellen, denn es ist eben LARP und kein Reenactment. LARP hat für mich immer den Charme des unperfekt-selbstgemachten gehabt, des Amateurhaften, bei dem immer etwas 'in die Richtung ging' anstelle es 'haargenau abzubilden'.
    Das sich das geändert hat zeigt ja schon der Erfolg der großen Massenware a la Mytholon, die offensichtlich alle kaufen aber niemand wirklich zugeben will, aber eben auch der Erfolg der vielen kleinen und größeren Plattner und der tschechischen Ware.
    Klar, das Gewandungsniveau steigt und das sollte es auch. Aber an dem Punkt wo man halbwegs taugliche Amateur- und Selbstbau-Konzepte nichtmehr verwirklichen darf weil der Standard in der Profiliga liegt kriege ich extreme Bauchschmerzen. Das widerspricht einfach meiner Vorstellung von LARP. LARP ist Selbstkreation von Anfang an und nicht das spielerische Befüllen von gekaufter Ware. Das man da Kompromisse eingehen muss um einen gewissen Standard zu erreichen ist klar, ich würde niemals mit einer Platte in den Ring steigen die vorne und hinten nach gut gemeint und nicht gekonnt ausschaut. Aber ein Mittelding MUSS drin sein.


    Zitat

    Jeder Euro wird dich reuen wenn du neben echten Harnischen von Siefert und Co. stehst.


    Und genau da liegt der große Unterschied. Wenn ich mich mit meiner unperfekten und zusammengestellt aussehenden aber mit eigenen Ideen versehene Rüstung neben eine Aus-einem-Guss-Rüstung aus Profihand stelle sollte nicht ich derjenige sein, der sich schlecht fühlt. Sondern derjenige, der Museumsware spazieren trägt und dafür wenig mehr getan hat als sein Portemonaie zu zücken.


    Edit: Ich will garnicht abstreiten, dass da optisch durchaus ein großer Unterschied zwischen liegen mag. Oder dass sich diese 'nur perfekt ist gut genug'-Attitüde im LARP immer mehr durchsetzt. Sieht man ja schon alleine daran, dass man immer seltener selbstgemachte Waffen sieht.
    Schade finden kann ich das dennoch.


    Also, nicht dass wir uns falsch verstehen: ich nehme und meine das keineswegs persönlich. Es widerspricht nur meiner LARP-Philosophie, in der ein Großteil des Spaßes vom Selberbauen herrührt.
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    Allerdings hat es mich doch genug denken lassen, um wieder etwas weiter zu dem zurückzukehren was ich selbst machen kann. Und das ist das Geschübe in einer solchen Halbrüstung.


    Spar ich mir halt das Armzeug, irgendwie.


    Edit 20384843: oder doch net. Die rechte Halbrüstung trägt lustigerweise sogar das Armzeug unter dem Schulter-Geschübe, das heute relativ oft nachgebaut wird. Hmhmhmhmhmh... und die Schultern sollte ich hinkriegen.


    Ergo: komplette Planänderung. Die Schultern werden selbstgebaut.

  • Pauls Vorschläge sind gut und vernünftig. Da sieht man, der Mann hat Erfahrung. Manche Menschen lernen von solchen Personen. Andere rechtfertigen sich und machen dann doch was sie wollen. ;)

    Wir pöbeln auch dafür, dass du gegen uns sein kannst. - Drakenhof 3

  • Zitat von "Grull"

    Pauls Vorschläge sind gut und vernünftig. Da sieht man, der Mann hat Erfahrung. Manche Menschen lernen von solchen Personen. Andere rechtfertigen sich und machen dann doch was sie wollen. ;)


    <!-- s:roll: -->:roll:<!-- s:roll: --> Eeeh... ja, klar. Bzw. eher: Nein.


    Wie drücke ich das jetzt diplomatisch aus? Achja: Es ist schön zu sehen, dass ihr offensichtlich einen Standpunkt erreicht habt mit dem ihr glücklich seid. Aber es ist nicht der einzige und vor allem nicht der meine... und für meinen muss ich sicherlich nicht rechtfertigen. ;)

  • Also ob ich nach ein paar Umbauten und vielleicht drei selbstgemachten Stücken Erfahrung habe ist so eine Frage.


    Ich dachte, das Ziel wäre eine voll funktionale Rüstung. Dass man einen improvisierten Look anstrebt, hätte ich gar nicht gedacht. Aber klar, Larp muss nicht immer superperfekt sein. Ich bin nur erstaunt weil ich damit jetzt nicht gerechnet hätte. Aber nach ein paar Jahren Reenactment ist man eben auf dieser "Perfekt oder gar nicht"-Schiene.
    Ich mag amateurhaften selbstbau. Bei Rüstungen mache ich es zwar mittlerweile anders, aber bei Waffen stört mich der Trend zum Designerprodukt auch enorm. Von daher kann ich Michaels Meinung gut nachvollziehen.


    Michael, wenn du Tips brauchst helfe ich dir gern. Schau mal nach den Videos von Eric Dubé, da gibts auch eins in dem er zeigt wie man Schultern baut.

  • Gut, dass wir drüber gesprochen haben.


    Ich glaube in Großteil deiner Skeptik liegt vor allem daran, dass du nicht weißt was ich mit Metall alles so anstellen kann. Ich kann keine höheren Schmiedearbeiten, allerdings sind solche Schultern durchaus im Bereich des für mich möglichen. Als kleines Beispiel: ich hab diesen Spangenhelm ohne professionelles Zubehör zusammengebaut. Bei näherem Hinsehen ist er definitiv nicht perfekt und man sieht ihm an, dass er aus Amateurhand ist. Aber er ist sicher, und man sieht es eben nur bei näherem Hinsehen. Das reicht mir vollkommen, das ist mein Standard mit dem ich durchaus glücklich bin. :)


    Zurück zur Sache: das neue Ziel ist also ein Kürass der diesem ähnelt.


    Da gibt es folgende Schritte:
    1. Schultern bauen
    2. Schultern an Halsberge anbringen/anpassen und anders herum
    3. Kürass an Halsberge und Schultern anpassen


    Da mit den Schultern wird interessant.


    Das Zuschneiden, Biegen und Einrichten wird ein Klacks. Knifflig wird hingegen die letztliche Kreation des Geschübes.
    Der historische Schmied hat das durch Gleitnieten gemacht, also Nieten die sich innerhalb der drunterliegenden Lamelle in Schlitzen bewegen um gleichzeitig Festigkeit und Bewegungsfreiheit zu garantieren. Das wird hier an den Beintaschen recht deutlich, normalerweise sind die Schlitze nicht zu sehen.
    Die Schlitze im Material einzubringen dürfte recht anstrengend werden, bei meinen Beintaschen hab ich mich drum gedrückt und ein Gebilde aus Lederriemen mit unsichtbaren Nieten in die Lamellen eingebracht. Das funktioniert dummerweise nur wenn das Gebilde hängt. Die Schultern allerdings müssten in sich stabil sein.. und ich weiß noch net wie ich das mit der Lederriemen-Komfort-Lösung hinbekommen soll.


    Wer sich übrigens für die Inspirationsquelle interessiert: im Zeughaus zu Graz gibt es haufenweise davon. Danke an Hubert für den Link.

  • Zitat

    Und genau da liegt der große Unterschied. Wenn ich mich mit meiner unperfekten und zusammengestellt aussehenden aber mit eigenen Ideen versehene Rüstung neben eine Aus-einem-Guss-Rüstung aus Profihand stelle sollte nicht ich derjenige sein, der sich schlecht fühlt. Sondern derjenige, der Museumsware spazieren trägt und dafür wenig mehr getan hat als sein Portemonaie zu zücken.


    Ich habe auch nicht viel mehr gemacht, als "mein Portemonnaie gezückt". (Komplette Klamotte, Rüstung usw. ist gekauft.) Ist trotzdem alles zusammen gewürfelt und sieht dementsprechend unperfekt aus. Jedoch ziele ich derzeit auf so ein "Museumsstück" und freue mich riesig darauf, auch wenn es erst 2015 fertig sein wird. Es ist ja sehr löblich, dass du möglichst viel selber machen willst, mach was du für richtig hältst. Aber gegen die zu treten, die weder die Zeit, noch die Lust haben was an dem Kram zu basteln finde ich völlig daneben.


    Ansonsten wünsche ich viel glück und viel Erfolg bei dem Projekt.

    Bernhard &quot;Die Makrele&quot; Makrelowic, Landsknecht des Drakenhof 3

  • Kann man aus dem Kontext gerissen so verstehen, muss man aber net. Aber für den Fall dass: Nein, ich verurteile niemanden der sich Profiware kauft weil er keine Zeit hat es sich selbst zu bauen. Aber das macht seine Klamotte nicht automatisch zu einer besseren.


    Es ging mir darum klarzustellen, dass im LARP mit etwas Können selbstgemachte Ware nicht hinter gekaufter aus Profihand verstecken muss. Denn DAS wurde vorher suggeriert.


    Soll jeder nach seiner Fasson glücklich werden.