Bauernkappe

  • Im Schnittbuch der Schneidergilde von Enns findet man unter anderem auch eine Schnittzeichnung für eine dort so genannte "baüren khappen". Dies ist eine stark reduzierte und sehr eng geschnittene Gugel, im Grunde ähnelt sie einer moderner Sturmhaube.
    Musterbuch Enns 35v

    Die Schnittzeichnung ist im Schneidermusterbuch auf Seite 35v zu finden, bzw. nebenstehend im Bild zu sehen. Der Text über der Zeichnung lautet (die Fragezeichen stehen für nicht transkribierte Wörter):


    Fürmalar züe ainer baüren khappen mit

    Jr aigen fissizer, hinden und vorn mit

    khappen under der gertel, stecken dar züe

    Nim ain eln baüren thüch (?)

    fürmalar zü ainen prüch bünd (?)

    brochen man, darzü ein Eln parchent (?)


    Der dunkle, X-förmige Teil neben der Kappe soll also einen Schnitt für eine Bruche darstellen und hat mit der Kappe nix zu tun. Laut Text wird eine Elle "baüren thüch" benötigt, das entspricht ca. 78cm von heimgewobener Wolle. Es gibt hier somit leider keine Aussage zur Webbreite, dafür ist diese von anderen Wollstoffen, die im Buch angegeben sind, bekannt und liegen zwischen 4/3 und 2 Ellen.




    Solche eng geschnittenen Kappen/Gugeln findet man immer wieder auf Darstellungen aus dem 16.Jhdt., z.B. im nebenstehenden Holzstich von Holz Daucher, der u.a. Karl V. zeigt und auf 1522 datiert wurde. Im rechten unteren Eck des Bildes ist ein Mann mit einem solchen Kleidungsstück dargestellt.



    Ein Umsetzungsversuch findet sich hier: Bauernkappe (Interpretation)

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