Da sich alle modernen Landsknechtdarstellungen mehr oder noch mehr an den historischen Landsknechten orientieren, lohnt es sich einen knappen Blick auf die Entwicklung des Landsknechtwesens, ihre historischen Lebensumstände und Eigenheiten zu werfen bevor man die Detailfragen der modernen Landsknechtdarstellung angeht. Die folgenden Angaben sind sehr grob umrissen um den Rahmen nicht zu sprengen und keineswegs vollständig, und sollen eben nur einen Überblick liefern auf dessen Basis man sich genauer mit dem Thema beschäftigen kann.
1 | Entwicklung des Landsknechtwesens
Die Ursprünge des Landsknechtwesens liegen im Reisläufertum, welches wiederrum seine Ursprünge in den militärischen Umwälzungen des Spätmittelalters hat, etwa ab dem vierzehnten Jahrhundert. In diesem trat zum einen die Aushebung von größeren Söldnerheeren als Ergänzung von Ritterheeren der feudalen Tradition auf, welches eine maßgebliche Neuerung auf der organisatorischen Ebene des Kriegswesens darstellte. Andererseits zeigte sich zunehmend, dass mit langen Stangenwaffen ausgerüstete und disziplinierte Heeresformationen den klassischen Ritterheeren standhalten konnten. Das Prinzip des Hire&Fire von nicht mehr zwingend an Lehnseide gebundenen und somit vieler Loyalitäten befreiter Kriegstagelöhner setzte sich als Folge des ersteren durch, eine Wandlung der Waffengattungen im Kriegswesen als Folge des zweiter. Die gesellschaftlichen Entwicklungen des zunehmenden Söldnerwesens war ein weiterer Effekt dessen.
Die ersten die diese Entwicklungen perfektionierten waren die Schweizer mit ihren Reisläufern, die einerseits am Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts die berühmt-berüchtigsten Söldnertruppe der westlichen Welt waren und andererseits militärisch derart überlegen, dass sie die Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft gegen die Herrschaftsansprüche alter Mächte durchsetzen konnten. Der Aufstellung mehrerer gestaffelter Reihen mit langen Spießen bewaffneter Kämpfer hatte die klassische Kriegsführung wenig entgegenzusetzen und neuere Gegenmittel waren noch nicht weit genug entwickelt um die Spießerphalanx brechen zu können. Gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts wurden zahlreiche Eigenheiten des Reisläufertums von den Landsknechten übernommen und weiterentwickelt.
Die Landsknechte sollten sich zum Phänomen ihrer Zeit entwickeln und vor allem im sechzehnten Jahrhundert die Schlachtfelder Europas dominieren, wobei sie erstens keine homogene Gruppe waren, sondern eine Vielzahl von Söldnertruppen bis hin zum einzelnen Lohnkämpfer, und zweitens stritten sie unter wechselnder Fahne. Die Hire&Fire-Mentalität der Lohnherren dieser Söldner und die Natur der Konflikte führte dazu, dass sich Landsknechte und Reisläufer schnell einen Ruf als einerseits exzellente Kämpfer erarbeiteten, andererseits als Plünderer und Verwüster ganzer Landstriche.
Gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts hatten sich Taktik und Organisation der Landsknechtheere in ganz Europa durchgesetzt was zum Verlust der herausragenden Stellung der deutschen Landsknechte führte, es häuften sich Übergriffe von Landsknechten bei Ausbleiben des Solds und die militärischen Entwicklungen, sorgten dafür, dass Spießerformationen auf europäischen Schlachtfeldern ihre Dominanz verloren. Im Dreissigjährigen Krieg selbst erlebte das Prinzip des Söldners mit Spießwaffe in Kombination mit leichter Artillerie und Handfeuerwaffen noch einmal eine Hochzeit, wurde danach jedoch flächendeckend durch die Einführung von stehenden Heeren verdrängt, in denen vor allem die leichte und schwere Artillerie maßgebliche Rollen spielten.
2 | Gesellschaftlicher Hintergrund
Der Stereotyp des Landsknechts war zu jeder Zeit der Frühen Neuzeit ein Angehöriger der nicht vermögenden Bevölkerungsschichten, meistens Bauer oder Tagelöhner, oft auch einfacher Handwerker vom Land, weniger aus der Stadt. Der Landsknecht im engeren Sinne entstammte den Ländereien die dem Heiligen Römischen Reich angehörten, also den vornehmlich deutschsprachigen Territorien die heute in den Staaten Deutschland und Österreich aufgegangen sind, sowie Südtirol. Zwar gab es auch ähnliche Söldner in anderen Ländern, jedoch wurden diese meist nicht Landsknecht genannt sondern hatten ihren Ursprungssprachen entsprechende Namen.
Der Kriegsdienst als Söldner galt diesen Menschen als Möglichkeit aus Armut und Fronabhängigkeit zu entkommen und durch Sold und Beute zu Reichtum zu gelangen. Zudem war der Dienst am Spieß relativ einfach zu erlernen, was das Landsknechtdasein für viele noch attraktiver machte. Die Bildung dieser Menschen war zumeist sehr gering, die wenigsten konnten Schreiben oder Lesen. Der Glaube spielte, unabhängig von der Konfession, für diese Menschen eine große Rolle, weshalb Kriegszüge oftmals je nach Einsatzort mit Pilgerfahrten kombiniert wurden oder Auftraggeber oft der eigenen Konfession entsprechend ausgewählt wurden. Zwar gab es durchaus Protestanten die im Dienst eines katholischen Kriegsherrn standen, jedoch war dies eher Ausnahmen in Zeiten großer religiöser Konflikte in Europa.
Es konnten sich auch Adelige verschiedenen Standes in den Reihen der Landsknechte befinden, oft waren dies verarmte Angehörige des Landadels oder deren Vasallen, die den Dienst als Söldner einträglicher betrachteten als den Dienst am Lehnsherrn. Obwohl die Söldnerheere abseits der traditionellen Gesellschaftsordnung standen fanden sich auch in ihnen die üblichen Hierarchien wieder: Adelige stellten die Hauptleute, das gemeine Volk fand sich in den niederen Rängen wieder. Zwar waren die Ränge durchlässiger als in den traditionellen Heeren, allerdings brachten es nur wenige, besonders diensteifrige und talentierte Söldner zu Höherem, wenige gar in den Ritterstand.
3 | Frauen in Söldnerheeren
Frauen waren auch in Söldnerheeren zumeist traditionellen Rollenmustern unterworfen. Vor allem Hauptleute und Zivilisten führten ihre Ehefrauen und Familien im Tross mit. Die Frauen beschäftigten sich oft mit der Instandhaltung des 'Hausstands', als Marketenderinnen oder mit allerlei Tagewerk das Frauen zugestanden war. Der gemeine Söldner verdiente selten genug um eine Familie zu ernähren, weshalb ihm oft nur die 'Beziehung' zu einer Hure möglich war. Über dieses Klischee hinaus fanden sich allerdings relativ oft gewisse Zweckgemeinschaften zwischen einem Söldner und einer Frau im Tross, überliefert sind sogar Fälle in denen die Frau an Plünderungen teilnahm wenn der Mann in der Schlacht verwundet wurde. Generell lässt sich sagen, dass das Leben für Frauen im Tross eines Söldnerheeres ebenso entbehrungsreich war wie für die Söldner selbst.
Aus der Historie gibt es keinen einzigen überlieferten Fall in dem Frauen aktiv am Kampfgeschehen teilnahmen. In modernen Adaptionen wird darüber oft hinweggesehen um Frauen nicht von der Darstellung auszugrenzen.
4 | Waffengattungen im Söldnerheer der Frühen Neuzeit
Wer sich einmal mit mittelalterlichen Heeren beschäftigt hat, und danach einen Blick auf die Söldnerheere der Frühen Neuzeit wird feststellen, dass sich in vergleichsweise kurzer Zeit einige Veränderungen im Kriegswesen ergeben haben. In der Fachliteratur wird dies von einigen als 'militärische Revolution der Frühen Neuzeit' bezeichnet, hier wollen wir es so zusammenfassen: weg von gepanzerter Kavallerie hin zu Spießstarrender Infanterie, weg von Pfeilhageln hin zu Artillerie und Handfeuersalven, weg von territorial und loyal gebundenen Vasallenheeren hin zum flexiblen Söldnerheer für Jedermann gegen Jedermann.
Die Kriegsführung konzentrierte sich in dieser Zeit massiv auf die Infanterie, es gab letztlich Schlachten in denen Kavallerie entweder gar nicht teilnahm oder nur als Aufklärung, da sich jeglicher Nutzen gegen die spießstarrenden Gewalthaufen der Reisläufer und Landsknechte verflüchtigt hatte.
Hauptwaffe der Infanterie war zwei Jahrhunderte lang vornehmlich eine mehrere Meter lange Stangenwaffe mit der man sich den Gegner so weit wie möglich vom Leib hielt. Von diesen Stangenwaffen gab es, je nach Phase, verschiedene Variationen auf die später noch eingegangen werden soll. Für den Fall eines Durchbruchs hatte der Söldner noch zwei Waffen für den Nahkampf, eine Kurzschwertartige und eine Dolchartige.
Neben der Spießinfanterie gab es noch eine Vielzahl anderer Waffengattungen die in der Formation aufgestellt wurden und zumeist dann zum Einsatz kamen wenn die Spießformation noch nicht durchbrochen war, aber kurz davor stand oder sich einzelne Gegner durch die Piken durchdrängen konnten. Offensiv wurden solche Kämpfer dazu eingesetzt Gassen in feindliche Pikeniersformationen zu schlagen damit die eigenen Truppen sich nicht an diesen aufrieben. Die Kavallerie erlitt zu der für uns relevanten Zeit einen massiven Bedeutungsverlust, gepanzerte Ritter und Lanzenreiter hatten einer Spießformation wenig entgegenzusetzen und in den Anfängen der Frühen Neuzeit waren Handfeuerwaffen noch zu unhandlich um von Reitern eingesetzt zu werden. Dies änderte sich mit der Entwicklung von technisch immer feineren Handfeuerwaffen wie den ersten Pistolen, die auch von der Kavallerie eingesetzt wurde. Seine ursprüngliche Übermacht auf dem Schlachtfeld sollte die Kavallerie jedoch nie wieder erringen und so spielte diese im Krieg vornehmlich in der Aufklärung eine tragende Rolle.
Die Artillerie erlebte in der Frühen Neuzeit eine erste Blüte, war jedoch noch weit von dem entfernt was im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert ganze Länder in Schutt und Asche legte. Zwar wurden explosionsgetriebene Geschosse schon im Mittelalter eingesetzt, jedoch war die Technik dieser Artillerie noch so unausgereift, dass es zumeist nur beim psychischen Effekt blieb, des 'shock 'n' awe', der den Gegner demoralisieren sollte. An Handfeuerwaffen war zuerst nicht zu denken, da selbst die kleinsten Kaliber noch mehrere Zentner wogen, und so erhielten Bögen und Armbrüste noch bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts ihre Bedeutung auf dem Schlachtfeld. Im Ende desselben Jahrhunderts erlangten Handfeuerwaffen ihre erste technische Reife und verdrängten im Laufe des folgenden allmählich andere Arten. Die noch nicht ausgereifte technische Entwicklung von Artillerie und Handfeuerwaffen war es auch, die Reisläufer und Landsknechte im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert die Schlachtfelder absolut dominieren ließ, erst als es möglich war durch genauere und schlagkräftigere Artilleriesalven und Handfeuerbeschuss Spießerformationen zu zerschlagen hatte man ein wirksames Gegenmittel gefunden, das im Dreißigjährigen Krieg schließlich zu einer neuen Dominanz der schweren und leichten Artillerie und vor allem von Handfeuerwaffen führte, was letztlich in den stehenden Heeren Europas resultierte, die vornehmlich mit Handfeuerwaffen ausgerüstet waren. Spießerformationen verschwanden bis zum Ende des siebzehnten Jahrhunderts fast vollständig von den Schlachtfeldern der alten Welt.
5 | Die Organisation von Söldnerheeren in der Frühen Neuzeit
Die Organisation der Söldnerheere unterschied sich in der Führungsebene nicht großartig von den klassischen Heeraufgeboten des Mittelalters, in den unteren Ebenen allerdings fundamental. Wollte ein mittelalterlicher Fürst ein Heer aufstellen stellte er aus seinen eigenen Ländereien selbst Truppen zusammen und ließ von seinen untergebenen Vasallen eigene Aufgebote an Rittern mit angeschlossenem Fußvolk aufstellen, was zusammengenommen schließlich seine Armee ergab. Warb der Fürst dazu noch Söldner an nahmen diese meist die Stelle eines weiteren Vasallen ein, nur war dieser nicht durch einen Eid an ihn gebunden sondern einen Vertrag, der dem Fürsten einerseits die Kampfkraft der Söldnertruppe für einen genau festgelegten Zeitraum/Feldzug zusicherte, und den Söldnern selbst die Zahlung von Sold und einem Anteil an der Beute.
Im Laufe der Frühen Neuzeit übernahmen die Söldnertruppen, die für den Soldherrn/Fürsten kämpften, immer mehr die Positionen klassischer Heeresaufgebote bis sich im Dreißigjährigen Krieg schließlich Armeen gegenüberstanden die sich beinahe nur noch aus Söldnerkontingenten zusammenstellten. Der Soldherr konnte je nach Dimension des Konflikts ein reicher Privatmann sein, der sich drei Söldner zum Schuldeneintreiben leistete, der Bürgermeister einer Stadt, der zur Verteidigung seiner Gemeinde eine Söldnertruppe verpflichtete oder sogar der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs der seinen Anspruch auf ein Territorium mit Hilfe einer kompletten Armee aus Söldnern durchsetzen wollte.
Bestand das klassische Heeraufgebot eines Fürsten aus einer Anzahl von Vasallen mit deren Aufgeboten und Untervasallen mit wiederrum eigenen Unteraufgeboten, spiegelte sich dies in einer größeren Söldnertruppe nur bedingt wieder. Zwar bestanden die Söldnerheere auch aus einer komplexen Hierarchie von Aufgeboten und Untergruppen, war die Zusammensetzung sehr viel flexibler organisiert:
Die kleinstmögliche Einheit war der einzelne Söldner, der seine Dienste direkt einem Soldherrn anbot und den Sold von diesem kassierte, die nächstgrößere war ein ranghöherer Söldner der eine kleinere Gruppe an Söldnern zusammenstellte und diese in den Dienst eines Soldherrn führte, den Sold von diesem kassierte und an seine Untergebenen Söldner verteilte, die darauffolgende wiederrum ein ranghöherer Söldnerführer der mehrere Söldnergruppen (oft Rotten genannt) unter sich vereinte und an den Mann brachte... und so weiter und sofort, bis man schließlich bei einer kompletten Söldnerarmee unter einem ranghohen Söldnerführer ankam, die mehrere tausend Mann stark sein konnte, sämtliche oben aufgeführten Waffengattungen vereinte und Unsummen an Sold und Unterhalt vom Soldherrn verlangte.
5.1 | Die historische Struktur eines Söldnerheeres der Frühen Neuzeit nach Leonhard Fronsperger
Hinweis: historische Vorlagen
Dies ist eine stumpfe Niederschrift der Hierarchie nach Leonhard Fronsperger, einem bedeutenden Militärschriftsteller des 16. Jahrhunderts. Sie wird NICHT haarklein aufgeschlüsselt, da die historische Vorlage für LARP-Gruppen oftmals einfach viel zu groß ist. Söldnerheere konnten locker die 10.000 Mann überschreiten, die wenigsten LARP-Gruppen bekommen 100 Leute zusammen. Diese Liste ist nicht klar hierarchisch organisiert, allerdings komplett.
- Der Obrist
- sein Locotenent
- Fußknecht / Hauptleuten
- Schultheiß
- Gerichtsschreiber
- Gerichtweybel
- Gerichtsleut
- Wachtmeister
- Pfroviantmeister
- Quartiermeister
- Profoß
- Hurenweibel
- Stockmeister
- Steckenknecht
- Nachrichter
- Empter
- Hauptmann
- sein Locotenent
- Fendrich
- Feldweybel
- Führer
- Fourier
- Zween gemeine Weybel
- Capplan
- Schreiber
- Feldscherer
- Pfeiffer und Trommelschläger
- Rottmeister
- Trabanten
- Ambesanten
- Landsknecht
5.2 | Posten und Ämter im Söldnerheer – vereinfachte Version
Der historischen Darstellung soll hier eine kurze, aber vereinfachte Detailerläuterung der verschiedenen Posten und Ämter im Söldnerheer folgen. Diese ist allerdings nicht genau der historischen Literatur entnommen und beinhaltet schon Anteile einer Aufarbeitung für die moderne Darstellung des Landsknechtwesens.
Die Posten und Ämter sind hierarchisch von oben nach unten gestaffelt und nach Heeresteilen gruppiert.
5.2.1 | Führungsriege
- Der Obrist
Anfänglich aus den Hauptleuten gewählter und vom Kriegsherrn ernannter Anführer des Söldneraufgebots in einem Heer, später Anführer kompletter Söldnerheere. Er hält sämtliche Stricke in seinem Söldneraufgebot in der Hand, ernennt die ihm untergebenen Hauptleute und delegiert Aufgaben an diese. Da sich Söldner normalerweise außerhalb des normalen Rechts auf einem Feldzug befanden war der Obrigst auch oberster Gerichtsherr für seine Untergebenen. Gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts entwickelte sich der Obrist vom reinen Führungsoffizier zum Heeresunternehmer, der Söldnerheere zusammenstellte und an Kriegsherrn vermittelte, oft unter Vorschüssen aus eigener Kasse. Er war niemandem Rechenschaft schuldig außer dem Kriegsherrn selbst, und er konnte Rechenschaft von jedem in seinem Heer verlangen von dem er sie gerade haben wollte. Er bindet sämtliche Söldner und Hauptleute per Eid/Vertrag für eine festgelegte Dauer an seine Authorität, oft für einen oder mehrere Feldzüge.
Der bekannteste historische Obrist dürfte wohl Georg von Frundsberg sein, auch 'Vater der Landsknechte' genannt, und der bekannteste private Kriegsunternehmer in der Position eines Obristen war wohl Albrecht von Wallenstein, der im Dreißigjährigen Krieg Militärgeschichte schrieb. Dem Obristen war persönlich noch ein Stab an Diensthelfern beigeordnet, die sich aus den folgenden niederen Graden zusammenstellten und deren Zahl mit der Größe des Söldnerheeres zusammenhing:
-- Der Leibbogner des Obristen
Wurde ursprünglich aus der Wache einer Hochburg oder Festung rekrutiert, die zumeist mit Bögen ausgestattet waren, daher der Name. Hat darüberhinausgehend nicht viel mit einem Bogenschützen gemein und war sehr viel zweckmäßiger bewaffnet. War persönlicher Leibwächter des Obristen in allen Situationen außerhalb des Schlachtgeschehens und wich diesem nicht von der Seite.
-- Trabanten
Die direkt aus dem Heer gewählte Leibgarde des Obristen auf dem Schlachtfeld, je nach gesellschaftlichem Rang des Obristen bestanden diese aus (niederen) Adeligen die nicht zur Front geschickt werden durften/sollten.
-- Läufer
Vom Obristen ausgewählte und bezahlte Laufburschen die Wort und Befehl im Heer verbeiteten.
-- Schreiber
Zur Erledigung der schriftlichen Korrespondenz und Verwaltungsaufgaben waren dem Obristen eine gewisse Anzahl schreibkundiger Männer beigeordnet, die von diesem auch bezahlt wurden.
- Locotenent des Obristen
Vielfach wird das Amt des Locotenent als rein auf den Obristen bezogenes Stellvertreteramt betrachtet, bezeichnet ursprünglich aber einfach einen Stellvertreter. Der Obrist konnte somit ebenso einen Locotenent haben wie ein einfacher Hauptmann. Der Aufgabenbereich dieses ranghohen Hauptmannss, der vom Obristen selbst persönlich ernannt wird, ist relativ einfach zu umreißen: überall dort die Funktionen des Obristen wahrnehmen wo dieser es persönlich selbst nicht kann, und ist nur diesem dafür Rechenschaft schuldig. Hatte meist einen entsprechend höheren gesellschaftlichen Rang inne. Auch dem Locotenent konnten Schreiber und Läufer beigeordnet werden, die ebenfalls von diesem selbst bezahlt wurden.
- Der Profoss
Der Profos war die oberste Ordnungsinstanz im Heerlager und direkt dem Obristen unterstellt und überwachte die Einhaltung der Heeresordnung im Lager. So es zu Verletzungen dieser kam stand es ihm frei die Störenfriede festzusetzen und bei geringeren Verstößen gegen die Disziplin Sofortmaßnahmen zu ergreifen und diese durch Strafauferlegung zu ahnden. Bei schwereren Verstößen oblag es oft dem Obristen das Urteil (z.B. die Todesstrafe) zu fällen, in manchen Heeren aber konnte auch der Profos selbst solche Strafen verhängen. Der Profos hatte meist einen höheren gesellschaftlichen Rang inne und musste wohl täglich Authorität und Durchsetzungskraft beweisen.
Dem Profos selbst waren wiederum Läufer beigeordnet, bei größeren Heeren auch Schreiber, oder es wurden gleich mehrere Profosse ernannt die einem bestimmten Heeresteil zugeordnet wurden und dem Obristen oder dem Locotenent dafür Rechenschaft schuldig waren.
-- Steckenknechte
Bei Bedarf konnte der Profos unbürokratisch mehrere Steckenknechte aus der Heeresmasse ernennen die ihm handfest bei der Durchsetzung der Ordnungsgewalt im Lager halfen. Der Stecken ist dabei Namengebendes Standardinstrument dieser Ordnungsgewalt.
- Der Zahlmeister
Verwaltete die Kriegskasse des Heeres und die Privatkasse des Obristen, zahlte den Sold an die Hauptmänner aus, die diesen an die Rottmeister weitergaben bis er schließlich beim einzelnen Söldner landete. Seiner Profession entsprechend musste ein Zahlmeister eine gewisse Bildung vorweisen können.
5.2.2 | Der Tross
Schon bei kleineren Söldnergruppen folgte diesem ein größerer Tross aus Söldnerfrauen (Ehefrauen, Liebschaften, Huren), Handwerkern, Marketendern und so weiter und sofort. Bei größeren Heeren konnte der Tross ohne Probleme größer ausfallen als das Heer selbst, was einen eigens dafür abgestellten Organisationsstab erforderte.
- Der Hurenweibel
Dieser wurde vom Hurenweibel angeführt, welcher für sämtliche organisatorischen Belange des Trosses zuständig war, die Ordnung aufrecht hielt und das zügige Fortkommen in der Folge des Heereszuges sicherstellte. Zudem organisierte er mit seinem Stab die Versorgung und Ausrüstung des gesamten Heeres, und war dafür dem Obristen sowie dem Locotenent Rechenschaft schuldig.
Hatte oft einen höheren gesellschaftlichen Rang inne, was aber vor allem für den Posten des Hurenweibels ausschlaggebend war, war Organisationstalent und Durchsetzungskraft. Dem Hurenweibel waren wiederum Schreiber und Läufer beigeordnet, auch konnte er im Fall der Fälle eigene Steckenknechte aquirieren, die allerdings Büttel genannt wurden.
- Proviantmeister
Vom Obristen ernannt und vom Hurenweibel befehligt wurde der Proviantmeister, der seinem Namen entsprechend die Vorräte des Heeres verwaltete. Um zusammen mit dem Hurenweibel die ständige Versorgung des Heeres zu gewährleisten konnte er Trossknechte und -mägde aquirieren und diese mit verschiedenen Aufgaben versehen, für welche er diese später aus der Trosskasse bezahlen musste. Er war dem Hurenweibel Rechenschaft schuldig.
- Zeugmeister
Der Zeugmeister verwaltete das sowohl das Magazin als auch das Arsenal des Heeres und stellte sicher, dass sämtliche zivilen Bereiche mit genug Material versorgt waren um eine reibungslose Verwaltung des Heeres zu gewährleisten, genauso wie er die kämpfende Truppe mit Material versorgte damit diese in der Schlacht nicht mit mangelhafter Ware auf den Feind einstach und sich selbst in die Luft sprengte.
- Kassenmeister
Einerseits dem Hurenweibel, andererseits dem Zahlmeister Rechenschaft schuldig ist der Kassenmeister, der für die Bezahlung der Material- und Proviantversorgung sowie sämtlicher zu bezahlender Vorgänge im Tross zuständig war. Musste ebenso eine gewisse Mindestbildung vorweisen können.
- Priester
Dem Tross angegliedert waren Priester die für die Seelsorge sowohl der Zivilisten als auch der Söldner sorgten. Diese waren nicht direkt in die Struktur des Heeres eingegliedert und konnten entweder aus einer nahen Gemeinde akquiriert, oder relativ unkirchlich vom Obristen angeworben werden.
5.2.3 | Die kämpfende Truppe
Die kämpfende Truppe wurde je nach Größe des Heeres in Fähnlein unterteilt. Ein Heer, das sämtliche Waffengattungen der frühen Neuzeit vereinte (bis auf die immernoch meist von den Fürsten direkt gestellte feudale Kavallerie), konnte insgesamt mindestens vier Fähnlein aufweisen: Spießer/Pikeniere, sonstige Waffen, Schützen, Artillerie. Je nach Größe einer vertretenen Waffengattung konnten auch mehrere Fähnlein einer solchen eingerichtet werden. Oft kam es allerdings auch vor, dass Obristen sämtliche Waffengattungen in einem Fähnlein vereinigten, um die taktische Positionierung und die Befehlskette zu vereinfachen.
- Der Hauptmann
Kommandiert ein Fähnlein sowohl in der Schlacht als auch im Lager und wird vom Obristen direkt ernannt. Er gewährleistet die Leistung seines Fähnleins, sorgt sich um den Zustand desselben und die Moral seiner Männer. Zudem erhielt er den Sold für sein komplettes Fähnlein vom Zahlmeister und verteilte diese an seine Untergebenen weiter.
Nicht zwingend ein Mann höheren Standes, zumeist waren eigene Erfahrung als Schütze und im Kommando über diese ausschlaggebend, war einer der höchsten Ränge die von Männern niederen sozialen Ranges erreicht werden konnten. Leistete dem Obristen sowie dessen Locotenent Rechenschaft.
Besaß einen eigenen Stab der von der Größe seines Fähnleins abhing. Dieser bestand mindestens aus einem Läufer, konnte aber auch einen Locotenent, Schreiber, Trabanten, Proviant- und Zeugmeister unterstellt haben.
-- Fähnrich
Namensgebend für das Fähnlein war das Feldzeichen, das zur Orientierung der eigenen Leute und zur Verortung durch den Obristen ins Feld geführt wurde. Meistens stand und fiel die Moral einer Truppe mit ihrem Feldzeichen, weshalb der Fähnrich vom Obristen persönlich ausgewählt und mit dem Feldzeichen betraut wurde.
-- Feldweibel
War ein vom Hauptmann ernannter 'Unteroffizier' der diesem bei taktischen Belangen zur Seite stand, bei der Aufstellung der Schlachtordnung half und im Kampfgeschehen assistierte.
-- Das Spiel / Feldmusikanten
Hinweis: Das Spiel
Nicht nur in der Historie hat Musik die Moral der Truppe gehoben. Darsteller mit musikalischem Können sind geschätzte Mitglieder der Gruppe. Bei den Instrumenten gilt es zwischen Feld und Lager zu unterscheiden: eine Fidel hat rein gar nichts auf dem Feld zu suchen, verbreitet im Lager aber gute Laune. Auf dem Feld sind Querflöte und Trommel gesetzte Größen.
Im Feld war im mindesten Fall ein Trommler unabdinglich. Ein typisches Feldspiel bestand aus 2 Trommlern und 2 Pfeifern. Meist zwei dieser Einheiten wurden einem Fähnlein zugeordnet. Die Musikanten erfüllten mehrere Aufgaben: Zum Einen begleiteten sie die langen Fussmärsche und gaben Tempo und Gleichschritt mit den noch heute bekannten militärischen Musikmärschen vor. Zum Anderen transportierten sie verschiedene Signale: Das "Umschlagen" diente zur Organsiation innerhalb der Truppe, um Befehle ausrufen zu können. Das "À l' Arme", dt. "Lermen" rief die Truppen zum Sammeln und zur Bereitschaft für die Schlacht. Das "Kriegs-" bzw. "Feldgeschrey" begleitete die Kampfhandlungen und diente einerseits, um Kommandos des Hauptmanns akustisch über den Schlachtenlärm zu transportieren, andererseits um diesen zu übertönen und wiederum, um die Moral der Männer aufrecht zu halten und den Gegner einzuschüchtern. Davon abgesehen boten die Musikanten den Knechten Unterhaltung und wurden zum Anwerben neuer Truppen mit ausgesandt.
Trommler und Pfeifer wurden rekrutiert wie man sie zu packen bekam.
- Der Rottmeister
Wurde von den Söldnern aus den Söldnern für die Söldner gewählt. Befehligte eine sogenannte Rotte, sorgte für die Umsetzung der Befehle des Hauptmanns und verteilte den Sold an seine untergebenen Männer. Leistete dem Hauptmann zudem Rechenschaft. Oft waren es die späteren Rottmeister, die reisend durch die Gegend zogen und sich eine Gruppe an Söldnern zusammenwarben die sie später dem Fähnlein eines Hauptmanns angliederten, welcher sich wiederum dem Heer eines Obristen anschließen konnte. Hatte keinen besonderen sozialen Rang inne, war oft einfach nur besonders integer und unter den Söldnern beliebt.
- Die Rotte
Hinweis: Gesang
Neben dem Spiel gibt es noch eine musikalische Größe auf dem Feld und im Lager, den Landsknecht selbst. Viele Gruppen haben einen Katalog an Liedern die immer wieder gesungen werden. Es lohnt sich diese vorab zu lernen um sich peinliches Schweigen zu ersparen und sofort laut mitzumachen. Je lauter eine Rotte ist, desto höher ist ihre Moral.
Nach dem einzelnen Söldner die kleinste Einheit und Marschformation eines Heeres. Mehrere Rotten bildeten ein Fähnlein, welches manchmal aus bis zu 40 Rotten bestehen konnte. Zumeist wurden Rotten so aufgestellt, dass sie aus einer Marschrichtung heraus ohne großen Zeitverlust in Defensiv- und Angriffsstellung gehen konnten. Im Lager bildeten die Rotten zumeist Zeltgemeinschaften. Rotten von Doppelsöldnern waren ob ihrer stärkeren Schlagkraft kleiner.
- Die Artillerie
Die Artillerie stellte einen Sonderfall dar, da sie nicht so wie die beweglichen Infanteriefähnlein aufgestellt werden konnte. Sie wurde ebenfalls von einem Hauptmann befehligt, der den für ihn üblichen Stab mitbrachte. Eine Eigenheit der Artillerie waren die sogenannte Schanzknechte, die von einem Schanzmeister befehligt wurden und damit betraut waren für die Artillerie geeignete Stellungen auszuheben und zu befestigen. Im Fall einer Belagerung konnten die Schanzknechte zudem mit der Errichtung von Verteidigungsstellungen, Gräben und auch Tunnels betraut werden.
Dem Hauptmann der Artillerie unterstellt waren die Geschützmeister, die ein oder mehrere Geschützmannschaften befehligten.
5.3 | Eine Frage des Geldes – Sold und Beute
Sold vom Kriegsherrn und Beute durch Plündern waren die beiden grundlegenden Motivationen eines Mannes, zum Söldner zu werden. Ersteres gab letzteren den Namen, zweiteres war einerseits von den Söldnern begehrt und andererseits von der Zivilbevölkerung gefürchtet.
Die Höhe des Soldes hing von folgenden Faktoren ab:
Ranghöhe: Ziemlich klar dürfte sein, dass der Obrist als ranghöchster Hauptmann einer Söldnerabordnung in einem Heer am meisten verdiente, die späteren Militärunternehmer im Rang eines Obristen wurden dadurch teilweise obszön reich (vgl. Wallenstein). Je nach Aufgabenbereich wurden auch die ihm untergebenen Söldner bezahlt. Ein Spießknecht verdiente weniger als ein Fähnrich, ein Fähnrich weniger als ein Hauptmann, ein Hauptmann weniger als... und so weiter.
Ausbildung: Je mehr ein Söldner nützliches leisten konnte, desto mehr Sold bekam er dafür. Söldner mit umfassenden handwerklichen Vorwissen, welches sie im Lager oder in der Schlacht anwenden konnten, verdienten mehr als ehemalige Bauern die von ihrem Vorwissen kaum etwas ins Söldnerleben einbringen konnten.
Aber nicht nur zivile Fähigkeiten wurden durch den Sold honoriert, je komplexer die Aufgaben waren die ein Söldner in der Schlacht wahrnahm, desto größer fiel auch der Sold für ihn aus: der Kampf mit dem Spieß war einfacher zu erlernen als der Kampf mit der Handfeuerwaffe, welcher wiederum einfacher zu erlernen war wie die Bedienung eines Geschützes.
Ausrüstung: In den meisten Heeren hatte der Söldner sich selbst auszustatten, erst im Laufe des Dreißigjährigen Krieges organisierten Feldherrn die Ausstattung ihrer Söldner auf eigene Kosten, vorher war dies eine absolute Ausnahme. Konnte ein Söldner bei der Anwerbung sowohl eine entsprechende Bewaffnung und Rüstung vorweisen wurde dies seinem Sold angerechnet, musste er vom Feldherrn ausgestattet werden wurde sein Sold gesenkt.
Stellung im Schlachtgeschehen: Je nach Position im Schlachtgeschehen gab es eine Art Gefahrenzulage für all jene, die dem größten Risiko ausgesetzt waren. Beispielhaft sind hier die Doppelsöldner genannt, die sich bereit erklärten in der ersten Schlachtreihe zu stehen und somit auch den Kampf als erste aufzunehmen. Das Risiko für diese Männer war natürlich immens groß, andererseits konnten sich diese auch eine entsprechend umfangreiche Rüstung leisten.
Die Verteilung von Beute oder die Erlaubnis zu Plündern generell unterlag zumeist der Order des Obristen. In manchen Heeren wurde die Plünderung ohne Reglementierung nach dem 'wer kommt zuerst der mahlt zuerst'-Prinzip freigegeben, andere Obristen und Kriegsherrn erlaubten das Plündern gar nicht, andere streng eingeteilt nach Gruppen. Fest steht, dass in der Historie die Beute durch Plündern für den Söldner oftmals viel lukrativer war als der eigentliche Kriegsdienst, und dieser fast nur eine Qualifikation für die Teilnahme an einer Plünderung darstellte.