Schnittmuster Landsknechtmantel

  • Servus zusammen,


    man kennt mich hier noch nicht, und da ich noch keine fertigen Bilder der Gewandung habe, gibts auch noch keinen Thread im Vorstellungsbereich.
    Ich bin der Dominic, und möchte mit meinen 2 Brüdern auf das LKL. Wir kennen die Drakenhofer und nähen gerade an Klamotten um sylvanische Knechte darzustellen. (Wie gesagt Bilder gibts sobald die ersten Stücke fertig sind.)
    Mit Kommandos und manövrieren im Geviert kennen wir uns etwas aus, da wir auch auf dem Ahlfeld waren.


    Aber nun zu meiner konkreten Frage:


    Wir haben noch Reststoff aus Schurwolle über und würden gerne zum normalen Satz Kleidung, also Wams, Leibhemd, Bruche, Hose noch einen Landsknechtmantel nähen.


    Hat hier jemand ein Schnittmuster zur Hand?


    Bzw, wird der Mantel aus einem oberen und einem unteren Teil genähnt? Sonst bekommt man die Falten am Rock unten nicht hin oder?
    Weil der obere Teil sieht mir aus wie ein etwas größeres Wams...


    Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen,


    Gruß,


    Dominic

  • Es fällt gerade schwer, mir vorzustellen was du mit 'Landsknechtmantel' meinst.


    Über der normalen Klamotte trug der Landsknecht meist nen einfachen Überwurf a la Wetterfleck oder einen über die [url=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/d/db/Obrist_der_Landsknechte,_2._H%C3%A4lfte_des_16._Jahrhunderts.jpg]Schultern gehenden kleinen Umhang[/url] (Fachwort fehlt mir gerade). Manchmal auch einen etwas mantelartigeren Umhang.


    Allerdings glaube ich, dass du den 'Rock' der Landsknechtsoffiziere meinst: soetwas z.B., oder sowas. Wegen weil sonst keine Falten am unteren Ende.

  • Danke für die schnelle Antwort.


    Das es da so viele verschiedene Varianten gab war mir gar nicht klar. Aber danke für die Auflistung!


    Also was ich meine, ist tatsächlich der Rock. Das heisst dieser ist nur für Offiziere? Oder kann man den als normaler Knecht auch tragen?


    Denn so einen wollte ich ursprünglich nähen.


    Gruß,
    Dom

  • Zitat von "Dominic"

    Also was ich meine, ist tatsächlich der Rock. Das heisst dieser ist nur für Offiziere? Oder kann man den als normaler Knecht auch tragen?


    Kupferstiche und Holzschnitte zeigen derartige Röcke vor allem, aber nicht ausschließlich an Offizieren, während der normale Landsknecht vor allem in 'einfachen' Klamotten ohne Rock gezeigt wird. Die tragen dann, wenn überhaupt, einfache Halbkreis-Überwürfe wie den Wetterfleck.


    Allerdings haben wir schon den einen oder anderen Landsknecht der in Rock rumläuft und maximal Rottenführer ist. Ist also schon vorgekommen und sollte dich nicht davon abhalten das Projekt zu verwirklichen.

    • Offizieller Beitrag

    Rock (Zeitgenössisch "Rock" genannt, heute redet man vom "Herrenrock der Renaissance") darf jeder anziehen wie er lustig ist. Bei dem Wetter auf dem Quast muss man allerdings hart wie ein Offizier sein, um sowas zu tragen.


    Sven und Datschy haben sowas schon als Mäntel umgesetzt: Hier im Forum

  • Zitat von "Michael"

    Kupferstiche und Holzschnitte zeigen derartige Röcke vor allem, aber nicht ausschließlich an Offizieren, während der normale Landsknecht vor allem in 'einfachen' Klamotten ohne Rock gezeigt wird. Die tragen dann, wenn überhaupt, einfache Halbkreis-Überwürfe wie den Wetterfleck.


    Dem schließe ich mich an. Nette Links.


    Ich habe einen zu 80% fertigen Mantel mit so einer teilbaren Kapuze. Bilde: Siehe meine Vorstellung. Aus Wolle wird sowas schwer, ich schätze ihn auf 3 Kilo. Beim DF wird der wohl kaum zum Einsatz kommen.
    Wenn man die Nützlichkeit bedenkt, ist m.M.n. der Mantel besser. Der Rock ist halt besser zum Posen. Den Mantel wirft man sich bei Regen und Kälte über. Wird es wieder warm, zieht man ihn aus. Für den einfachen Knecht würde ich einen relativ einfachen Mantel machen. Posen dann eher über das Wams, eine mehrfarbige gestreifte oder sogar karierte Hose, ebensolche Strümpfe etc. pp. - halt Sachen die bei 30.C auch tragbar sind.


    Zwei zeitgenössiche Quellen kannst du dir anschauen:
    Das Schwarzsche Trachtenbuch aus Augsburg:
    <!-- m -->[url=http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trachtenbuch_des_Matthaus_Schwarz_aus_Augsburg,1520_-_1560.PDF]http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... -_1560.PDF[/url]<!-- m -->


    Das Hofkleiderbuch:
    <!-- m -->http://bildsuche.digitale-sammlungen.de ... riff=&l=de<!-- m -->


    Typisch "landsknechtige"Elemente sind:
    - Zierleisten in Kontrastfarben, auch geschlitzt
    - mit Nesteln zusammengehaltene Ärmel
    - geteilte und mit Nesteln geschlossene Kapuzen


    Man könnte also auch einen SpäMi-Mantel mit Leisten versehen und fertig. Das wäre die schnelle Version.


    Diese Skizze habe ich verwendet:
    <!-- m -->https://www.flickr.com/photos/68308572@ ... 3207948667<!-- m -->

  • Gute Frage.
    Im Opac der Bayrischen Staatbibliothek und im (digitalisierten) Handschriftenkatalog findet sich kein Hinweis auf nicht zeitgenössiche Bemalung. Ich würde deswegen sagen die Bemalung ist orginal.
    <!-- m -->http://daten.digitale-sammlungen.de/~db ... pdfseitex=<!-- m -->


    Opac BSB:
    Titel: Hofkleiderbuch (Abbildung und Beschreibung der Hof-Livreen) des Herzogs Wilhelm IV. und Albrecht V. 1508-1551 - BSB Cgm 1951
    Ort: München
    Erscheinungsjahr: 16. Jh.
    Umfang: 161 Bl. - Papier :
    Details: Ill. ;
    Format: 2
    Fußnote : Mit 119 gemalten Trachten
    Fußnote : Schmeller: CCMSBM V
    Fußnote : Kurzaufnahme einer Handschrift
    Normnummer: BSB-Hss Cgm 1951
    BSB-ID: 10089612
    B3Kat-ID: BV022873575
    OCLC-Nr.: 645070141
    Standortsignatur: Cgm 1951
    Bemerkungen: Tresor 2
    Sprache: ger
    Medienart: Online-Ressource
    Medienart: Computerdatei
    Medienart: Handschrift
    Medienart: mit Illustrationen
    Medienart: Druckschrift
    Medienart: Monographie

    • Offizieller Beitrag

    Im OPAC der Bayerischen Staatsbibliothek steht aber "Fußnote : Kurzaufnahme einer Handschrift", das heisst, dass falls jemand das Buch genauer angeschaut hat, hat er keine weiteren Daten im OPAC hinzugefügt. Klingt so, als wenn die Infos im OPAC von einer alten Katalogkarte aus den 50ern stammen.
    Sieht irgendwie so nach Aquarell-Farben aus, da frage ich mich schon, ob die original sind.


    Die Kleider in SpäMi-Handschriften sind aber auch viiiel weniger bunt, als die Farben, die für Stoff im SpäMi belegt sind. Ich frage mich schon seit längerer Zeit, ob es als Farbe für Pergament einfach weniger Farben gab als für Stoff... aber sicher dürften die originalen Landsknechte weniger bunt gewesen sein als das LKL <!-- s:D -->:D<!-- s:D -->.

  • Die Zeugbücher Maximilians sind ,so weit ich weiß, zeitgenößisch koloriert und sehen ganz ähnlich aus. Wenn jemand einen Literaturtip hat der das klärt wäre ich sehr dankbar.


    Zur Farbigkeit allgemein: Die Quellen deuten m.M.n. schon ich Richtung viel Farbe. Zumindest eine Auszählung von farbigen Quellen ergab: Von 65 Glasgemälden im Züricher Landesmuseum war die Farbdominante
    Gelb: 21
    Rot: 30
    weiß: 4
    grün: 5
    blau: 5
    Die Schweizer Bildchronik des Diebold Schilling bestätigt den Befund.


    Quelle: Rogg, Matthias: Landsknechte und Reisläufer: Bilder vom Soldaten. Ein Stand in der Kunst des 16. Jahrunderts, Paderborn 2002. (Krieg in der Geschichte; Bd. 5), S. 20)


    ABER: Das sind die *erhaltenen* farbigen Quellen. Die Schweizer Chroniken neigen auch zur Propaganda. (vgl.: Schubert, Ernst: Mobilität ohne Chance. In: Schulze, Winfried: Ständische Gesellschaft und soziale Mobilität, S. 160 ff.)
    Und nu? Wir können hier nur interpretieren. Die Forschung tendiert zum bunten Landsknecht. Da deckt sich die Bildlichkeit mit anderen Quellen wie Kleiderordnungen oder Kriegsschriften. Meine persönliche Darstellung schließt sich dem an. Aber es ist nur eine Interpretation.


    Das LKL ist schon ein bisschen arg bunt. Aber es ist näher an den Quellen als die Masse der Landsknecht-Reenactor in Deutschland. Und das finde ich verdammt gut. :)

  • Propaganda ist eigentlich schon das richtige Stichwort, die Intention hinter den Darstellungen dürfte wohl größeren Einfluss gehabt haben als die damalige Realität. Der Künstler an sich hatte ja schon im Visier ein möglichst farbenfrohes Bild zu projizieren, egal ob dies der Wahrheit entsprach oder nicht. Ein Klassiker der Medienkritik.


    Letztlich entspricht das LKL wohl vor allem dem NACH der Landsknechtzeit tradierten Bild vom Landsknecht, am nächsten würde der Realität wohl aber ein Mittelding sein. Aber du hast schon recht, es ist müßig das zu erörtern wenn die Auswirkung auf das LKL marginal bleiben... ich hab auch keine Lust mich jetzt in braunweiße Klamotten zu zwängen. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Der Rock und dieser lustige Landsknecht-Umhang sind für unterschiedliche Dinge gut geeignet. Der Rock ist _das_ Ding wenn man abends aus dem Wams raus und sich trotzdem nicht verkühlen will. Der Umhang/Cape/Dings ist perfekt für beschissenes Wetter und vor allem auch als Deckenersatz geeignet (jeder der sich fragt, warum die Kapuze dieses Dings nur via Nestel schließbar ist... sollte mal in die Situation kommen dass eine Almhütte keine Decken parat hat).


    Schnittmuster für den Rock: Torso identisch zum Wams, statt eventuellen Schößchen wird der Rock angesetzt. Der kann rechteckig oder glockenförmig geschnitten sein, je nach Stoffvorrat. Scheckenschnitte sind zweifelhaft, Torso wird dabei viel zu weit.


    Ad Belegbarkeit des Rocks: der Theuerdank und der Triumphzug zeigen massig Vorbilder für nicht-adelige und nicht-offizierige Burschen mit Rock. Meiner Meinung nach: hast du Geld, hast du Rock.

  • Ich habe mir das Schnittmuster für den Rock bestellt und bin für die Details meine Bücher durchgegangen.
    Bei Urs Graf sieht man mehrfach einfache Knechte mit Rock, dieser ist vorne geöffnet und die einzelnen Elemente des Rockes werden mit Nesteln geschlossen. Dieser Rock wird nicht am Rücken mit einer langen Nestel geschlossen. Das sieht dann deutlich rotziger aus, weil die Figur nicht so abgebildet wird. Vorteil ist, so einen Rock kann der Knecht allein anziehen und braucht niemand der ihm mit den Nesteln hilft.


    Mein Fazit: Rock geht auch für den einfachen Knecht mit geändertem Schnittmuster.