Auf den Hund gekommen....

  • Hallo ich bin der Stefan aus BW, würde gerne an eurem Forum teilhaben.

    Ich komme eigentlich vom HEMA und da gehört meine Leidenschaft dem Rapier und dem Dolch. Aber auch Stangenwaffen und Harnischfechten interessieren mich. Vor zwei Jahren bin ich zu einer Reeanactment/Living Historie Gruppe gestoßen, die die Zeit um ca. 1530 bis 1600 darstellt und hier mit dem Schwerpunkt Adelige....

    Wenn man sich aber mit dieser Epoche auseinandersetzt, dann stößt man unweigerlich immer wieder auf "Landsknechte". So habe ich irgendwann angefangen mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und auch der Einstieg ins LARP steht auf meiner To Do Liste, so bin ich auch auf eure Seite gestoßen...und dachte mir da stelle ich mich jetzt einfach mal vor, zumindest für´s Forum und finde vielleicht ein paar Ansprechpartner...


    Aktuell beschäftigt mich ein vielleicht etwas ausgefallenes Thema...und hat auch mal nix mit Gewandung, Waffen oder Ausrüstung zu tun...

    Beim Recherchieren von Bildquellen, ist mir aufgefallen, dass es sehr viele Bilder von Landsknechten gibt, auf denen auch Hunde mit dargestellt sind. Alle Arten von Hunden, große, kleine dünne, dicke...vielleicht weil ich selber zwei Fellnasen habe ist mir das ins Auge gestochen ;) Auf einem Übersichtsbild eines Feldlagers aus der Zeit hab ich gar sieben Hunde gezählt....Damit geh ich jetzt mal davon aus, dass es nicht nur ein Einfall/Mode der damaligen Künstler war, die Bilder mit Hunden als netten Hintergrund zu beleben, sondern das "der Hund" bei den Landsknechten einfach dazu gehörte. Auf Schlachtenbildern hab ich Hunde noch nicht entdeckt, aber zum Tross, zum Lagerleben haben sie wohl dazugehört....Aber was hatten Hunde dort für Aufgaben, als Wachhunde, Schutzhunde, Kampfhunde, Jagdhunde..... ?...oder kann es sein einfach um ihrer selbst Willen, dass die Landsknechte und Trossfrauen, die in einer Welt von viel Gewalt und Verrat lebten, sich hingezogen fühlten zu warmen, weichen Wesen, deren Treue sprichwörtlich ist ? Weiß jemand ob es irgend eine Quelle gibt in der die Beziehung/Verwendung von Hunden durch Landsknechte auftaucht ?

    Ach ja und damit´s jetzt doch noch irgendwie in die Rubrik Landsknechte im LARP passt die Frage: Hab´s ihr scho Hund im Lager ? :P


    Viele Grüße ins Landsknechtlager

    Stefan

  • Das ist mir auch schon mal aufgefallen, Hunde tauchen wirklich sehr oft auf. Auch in anderem Kontext, wie in Fechtbüchern. Wenn du HEMA praktizierst, wird dir die Tafel G von Meyers Druckwerk sicher was sagen: https://wiktenauer.com/images/…px-Meyer_1570_Sword_G.png


    Zur Funktion und Haltung von Hunden in Feldlagern würde ich die Kriegsbücher von Leonhard Fronsperger durchstöbern, dort könnte am ehesten was sein. Ich kann mich nicht an eine Erwähnung von Hunden erinnern, aber bei der Bebilderung (hast ja eh auch das Feldlagerbild von Amman angehängt) tauchen immer wieder Hunde auf. Ich häng noch 2 weitere an, zu sehen sind sie dabei in Begleitung von militärischen Führern.


    Hund im Lager hatten wir nur einmal. Da die Regelungen für Hunde schon eher aufwendig sind, muss der Hund auch geeignet sein. Die Chow-Chow/Labrador Mischung war damals so faul und träge, der ist nur rumgelegen und niemandem wirklich aufgefallen. :D

  • Aus dem rein künstlerischen Aspekt galten Hunde in Kunstwerken immer als ein Zeichen der Treue. Vielleicht haben die Künstler so daran erinnern wollen, dass ein Landsknecht treu seinem Herrn zu dienen hat?


    Ich würde mich gegen Hunde im LKL aussprechen. Obwohl ich selbst jahrelang Hundebesitzer war, ist so ein Tier nie zu 100% einzuschätzen. Ich hatte selbst ein einziges Mal meinen Hund mit auf einem (wenig action-lastigen) LARP Event. Und obgleich ich fest der Meinung war, dass der Hund das super hinbekommt, war es widererwartend richtig Stress für das Tier. (Bin damals sogar am nächsten Tag mit dem Kerl wieder nach Hause gefahren...)

    Und du weißt nie, ob nicht irgendwer von den Spielern richtig Angst vor Hunden hat. (Da isses auch völlig egal, wie gechillt der Hund ist)

  • Abseits von allem historischem: Hunde im LKL sind rein logistisch schon nicht möglich, da die laut DF Regeln immer direkt am Rundweg/Wald lagern müssen, was bei uns ja rein technisch schon nicht geht.

    "Die ganze Stadt anzünden und die Bourgeoisie abschlachten"

  • Vielen Dank für Eure Rückmeldungen und Bilder (die sind auch sehr schön, kannte ich noch nicht).. !

    Ja stimmt in den Mayer Fechtbüchern ist mir auch ab und an ein Hund aufgefallen...Leonard Fronsperger ist notiert...mal überlegen ob es einen Zusammenhang geben könnte, dass Hunde zusammen mit "Führungskräften" dargestellt wurden...

    Ob Hunde schmecken möcht ich jetzt nicht umbedingt ausprobieren, aber dass sie als Notration herhalten mussten klingt plausibel...vermutlich war man da sehr pragmatisch... ;)

    Die Sache mit der Treue und der Hund als Symbol dafür im Übertragen Sinne, für die Treue der Landsknechte...das klingt sehr plausibel, haben doch Künstler zu allen Zeiten Symbole in ihre Bilder ganz bewußt eingefügt... hier Verbindung zu vorher...

    Und Eure persönliche Meinungen/Berichte zu Hunden im LKL würde ich im großen und Ganzen genauso sehen. Ich bin Sozialarbeiter und hab zwei Begleithunde am Start, unteranderem waren die mit mir als Streetworker unterwegs, kommen jetzt allerdings schon ins Rentenalter, aber ich hab sie nie auf Großveranstaltungen mitgenommen, gerade auch über mehrere Tage, dass ist für die meisten Tiere und Menschen zu stressig...Aber ich kenn auch Beispiele, grad unter den Markleuten, da ist der Welpe von klein auf daran gewöhnt und kommt gut damit zurecht...und liegt wie von Hubert beschrieben...meist nur faul in der Ecke...

    Bleibt auf jeden Fall der Punkt, dass es Menschen gibt die einfach große Angst vor Hunden haben und darauf sollte man immer Rücksicht nehmen, grad wenn man selber auf einer Veranstaltung Spaß haben will und nicht immer 100 % seine Hunde im Auge haben kann....

    Also nochmal danke für die Antworten und Einblicke

  • Hallo

    Zum historischen Teil keine Ahnung. Was mir noch einfällt, weil du es selbst erwähnt hast: vielleicht waren sie abgerichtet, Ratten oder Mäuse zu fangen? Ich war gestern auf der Webseite von einem Bauern, den ich kenne, und da wurden mehrfach Ernteausfälle wegen Mäusen erwähnt - also auf dem Feld. Das wäre bei Landsknechten jetzt weniger das Problem, aber wir kennen das ja schon aus dem LKL, dass die sich eigentlich überall durchnagen, wenn sie jetzt da hin wollen oder eben Essen riechen.


    Hund im LKL: Ja, der von Hubert erwähnte Hund hat primär rumgelegen. Ich erinnere mich aber daran, dass es ihm gegen Ende nicht mehr gut ging und wir erst hier im Forum feststellten, dass jemand zwei Zelte weiter einen Mäuseschreck aufgestellt hatte, der wohl auf einer für den Hund ungünstigen Frequenz piepte - all die Tage, ununterbrochen.

    Ansonsten bin ich generell eher gegen Hunde auf Larps. Einerseits weil ich zu oft schon gehört habe "aber der macht doch nichts" oder "er folgt immer ganz gut". Und andererseits weiss man eben nie, wie der Hund plötzlich reagiert - auch für Menschen passiert auf so einer Veranstaltung ja manchmal etwas, was körperlich oder psychisch belastend ist. Und als weiterer Punkt sind die Regeln (meiner Meinung nach schon korrekterweise) auf dem Drachenfest sehr streng, so dass alleine die Regeln allenfalls für Hund und Besitzer eine Belastung sein können.

  • Hui ja Garfield, das ist auch ein interessanter Aspekt und könnte gut möglich sein, Mäuseproblem im Lager, ja das kenne ich...und das Hunde auch gute Mäuse- und Rattenjäger sein können ( mein Großvater hat noch mit Pferden geackert, da sind die Hofhunde begeistert mit und haben sich alle aufgescheuchten Mäuse geschnappt....). In der Regel denkt man dabei eher an Katzen, aber die laufen halt eher schlecht mit einem Tross mit, mögen auch nicht ständig wo anders zu sein, damit kommen Hunde besser zurecht...

  • Also Hunde-wissen.de sagt dazu:

    In der Kunst der Renaissance gewannen Hunde immer mehr an Bedeutung und wurden häufiger in Porträts und Jagdszenen abgebildet. Ihre genaue Darstellung konnte Aufschluss über den Status und Charakter des dargestellten Individuums geben. Beispielsweise wurden kleine Schoßhunde oft dargestellt, um Reichtum und Adel zu symbolisieren, während Jagdhunde für den Adel und Macht des Porträtierten stehen könnten.

  • Trägt zwar nur wenig zur Frage nach Hunden in Heerlagern bei, aber vielleicht in diesem Kontext trotzdem interessant:
    Kaptorga hat vor wenigen Stunden ein Video zum Thema wann der Hund zum Mensch kam veröffentlich. Leider geht es nicht mehr in die Tiefe - dazu könnte man sicher locker eine 2 Stunden Doku machen. ;)

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  • Das ist ne gute Spur, danke, hab meine Kunstdruck Alben mal durchgeblättert, auf die Schnelle Jan van Eyck gefunden, das Vermählungsbild des Giovanni Arnolfini, allerdings eher Spätmittelalter mit Schoßhund im Vordergrund und dann noch Tizian, da geht´s schon in die Renaissance, die Venus von Urbino, im adligen Ambiente mit Schoßhund...grad einen Schoßhund ansonsten "unnützen Fresser" zu halten, ist offensichtliche Demonstration/Angeberei von Wohlstand den man sich leisten kann, dass würde vermutlich auch gut zum Landsknecht passen...

  • Ich meinte, dass wir dem mal nachgegangen sind. Auf dem DF, in einer Diskussion?


    "Der Landsknecht im Spiegel der Renaissancegrafik" erwähnt an einigen Stellen Hunde - mit dem Vermerk, dass sie als Symbol für Treue zu werten seien. Allerdings auch stellenweise als "kleiner Hund oder Löwe" beschrieben (ja was denn nun? :-D), weiterhin als Attribut für Prostituierte, also nicht sehr eindeutig. In keinem Fall aber scheint der Hund auf dem Bild einer Aufgabe nachzukommen - Wachhund, Panzerabwehrhund, Diensthund...


    Matthias Rogg (Landsknechte und Reisläufer - Bilder vom Soldaten) hat ebenfalls Hunde auf Bildern, teilweise auch im Beschrieb erwähnt - aber ebenfalls nur als "Treue"-Attribut vermerkt. Auch hier scheint der Hund auf den Bildern keiner Aufgabe nachzukommen - Wachhund, Panzerabwehrhund, Diensthund...


    Lustigerweise verweisen die beiden aufeinander und ich kann noch nicht sagen, woher die beiden diese Interpretation haben. Sie tauchen auch nicht im Artikelbrief vom Friedrich Blau auf (und somit vermutlich auch nicht im Fronsperger).